Es sei unser Machbarkeitswahn, der uns so hilflos gegenüber Corona macht.Mehr, Winfried Kretschmann über Hannah Arendt - Es zählen die Argumente, nicht die Meinungen. Hannah Arendt war eine jüdische deutsch-amerikanische politische Theoretikerin und Publizistin. Arendts eindeutige Wahrnehmung der Singularität und Gegenrationalität der kollektiven Tötung der europäischen Juden, wie sie in den 1940er Jahren von ihr herausgestellt wurde, ist hier nur noch als Spur erkennbar, muss aber bei einer Neubewertung ihres Textes hinzugedacht werden. Dabei äußert sich die Banalität des Bösen wahlweise als hypermoralischer Aktionismus oder amoralisches Desinteresse. Essays, Frankfurt a. M. 2000, S. 35-49; dies., Konzentrationsläger, in: Die Wandlung 3 (1948), H. 4, S. 309-330; dies., Social Techniques and the Study of Concentration Camps, in: Jewish Social Studies 12 (1950), H. 1, S. 49-64, dt. Dieser Titel birgt im Kern das große Versprechen offener Gesellschaften, das ohne pluralistisch aufgeklärten ethischen Individualismus, ohne freie Willensbildung freier Bürger nicht einzulösen ist. In diesem Zusammenhang ist auch die international zusammengesetzte Organisation Jewish Cultural Reconstruction (JCR) zu nennen. Was er dabei überging, war, dass Hannah Arendt von Anbeginn als Ausgangspunkt ihres Nachdenkens in Folge des Nationalsozialismus deutlich unterstrichen hatte, „dass in der Vergangenheit etwas geschehen ist, was nicht einfach schlecht oder unrecht oder grausam war, sondern was unter keinen Umständen hätte geschehen dürfen. Die Rede ist von der "Banalität des Bösen" – ein Begriff, mit dem Arendt das Gebaren Adolf Eichmanns zusammenfasste, der ab 1941 die sogenannte "Endlösung der Judenfrage" koordinierte und dafür später in Israel angeklagt, zum Tode verurteilt und schließlich hingerichtet wurde. via Flickr/CC BY 2.0. Der von Hannah Arendt bereits 1945 veröffentlichte Artikel „Zionism Reconsidered“, in dem sie ihre Sorgen über die Entwicklung der jüdischen Gemeinschaft in Palästina insbesondere in Hinsicht auf das Verhältnis zu den arabischen Nachbarn formuliert hatte, brachte ihr einen ähnlich harschen Brief von Scholem aus Jerusalem ein. Elisabeth Gallas, Hannah Arendt und der Eichmann-Prozess. Zur Ironie, ja zur Tragik der Geschichte gehört freilich, dass Arendt die Banalität des Bösen ausgerechnet anhand eines Beispiels erkannte, angesichts dessen sie sich irrte. Grundlagentexte" sowie für die Insel-Bücherei "Die schönsten deutschen Aphorismen" heraus. Autor Helge Hesse erklärt die Bedeutung von Hannah Arendts Berichten zum Eichmann-Prozesse und erläutert die oft kritischen Reaktionen darauf. Ich allein bin für mein Tun und Lassen selbst verantwortlich, kein anderer kann mir diese Verantwortung abnehmen. Ein Bericht von der Banalität des Bösen“ (engl. Es zählt zu den bleibenden Verdiensten der Philosophin Hannah Arendt, eine bestimmte Facette des Bösen auf den Punkt gebracht zu haben. Discord at Yad Vashem in the 1950s, in: David Bankier/Dan Michman (Hg. Als ich 2015 angefangen habe, wusste ich tatsächlich nicht viel über Hannah Arendt. Frauen der Geschichte Wie Hannah Arendt die Welt vor der Banalität des Bösen retten wollte. Hannah Arendts Theorie des Bösen. Dieser Umstand erklärt die den Prozess begleitende und Hannah Arendts Berichterstattung nachfolgende öffentliche Kontroverse und verdeutlicht, warum sich gerade hier ein Tor zu einer weitreichenden Diskussion um den Stellenwert und die Bedeutung der nationalsozia­listischen Judenvernichtung zu öffnen schien. Texte wie „Organisierte Schuld“ (verfasst 1944), „Konzentrationsläger“ (1948) und „Die vollendete Sinnlosigkeit“ (1950) lassen diese Erkenntnisleistungen deutlich zum Vorschein kommen, sie gerieten aber durch die Kontroverse um ihren Prozessbericht in Vergessenheit. Es trotzt dem Denken, denn sobald das Denken das Böse zu verstehen sucht und die Prämissen und Prinzipien, die ihm zugrundeliegen, wird es frustriert, weil es da nichts findet. Moralität im eigentlichen Sinne ist erst dann überhaupt möglich, wenn ich das verhängnisvolle Outsourcing moralischer Verantwortung beende und für mein eigenes Handeln persönlich einstehe. Philip Kovce (Stefan Pangritz)Philip Kovce, geboren 1986, Ökonom und Philosoph, forscht an den Universitäten Witten/Herdecke und Freiburg im Breisgau sowie am Basler Philosophicum. Aus diesem Anlass hat die Holocaust-Gedenkstätte Yad-Vashem in Kooperation mit dem israelischen Staatsarchiv Videomitschnitte des Prozesses in einem eigenen YouTube-Kanal veröffentlicht. April bis zum 15. Das Buch erschien erstmals 1963 und rief mehrere langanhaltende Kontroversen hervor. Dieser Befund stimmt nur teilweise. [10] Arendt, Eichmann in Jerusalem, S. 75. stellvertretend: David Cesarani/Eric J. Sundquist (Hg. Hannah Arendt erkannte das Banale im Bösen, den „Hanswurst“ in führenden Nazis . Lakonisch Elegant - #83 Rauchen und Denken: Wie wurde Hannah Arendt zur Kultfigur? In dieser Rolle trat sie auch in ihrer Prozess-Beurteilung auf – sie empfand es als notwendig, nicht nur die Inhalte, die im Prozess selbst verhandelt wurden, zu dokumentieren und kritisch zu beleuchten, sondern auch auf seine Inszenierungsform, seine Gestalt und damit seine spezifische Art der Durchführung einzugehen. Vergessen Sie nicht, wie früh ich aus Deutschland weg bin, und wie wenig ich im Grunde von dieser Sache direkt mitgekriegt habe.“[3]. Aufl. In Auschwitz hat sich der Boden der Tatsachen in einen Abgrund verwandelt, in den jeder hineingezogen werden wird, der nachträglich versucht, sich auf ihn zu stellen.“ Sie schrieb „im Bewusstsein des jüdischen Schicksals in unserem Jahrhundert“. [17] Beide Zitate aus: Hannah Arendt, Zueignung an Karl Jaspers (1948), in: dies., Die verborgene Tradition, S. 7-12, hier S. 10 und 8. https://www1.wdr.de/.../kritische-gesamtausgabe-hannah-arendt-100.html In letzterem Teil möchte ich mich auf die Beamten, die im Zuge der sogenannten „Arisierung“ jüdischen Eigentums an der Judenverfolgung beteiligt waren, fokussieren. Dass dies besonders betont werden muss, liegt nicht zuletzt daran, dass die Banalität des Bösen auch heute allgegenwärtig ist. Sie war erstaunt, dass Adolf Eichmann auf sie nicht wie ein Monster wirkte, sondern eher wie ein Jedermann, ein Beamter und „Hanswurst“, ohne eigene Motive, der schlichtweg Befehle ausführte. Vorbemerkung Die nachstehenden Essays sind aus der Vortragsreihe „Auschwitz. Er war vielmehr glühender Nazi und überzeugter Schreibtischtäter – kurzum: weit mehr als nur ein banaler Bösewicht. Die Frau, die nur knapp den Nazis entfloh und zur bedeutendsten Philosophin des 20. Hannah Arendt interpretiert ihr Buch. dazu Boaz Cohen, Setting the agenda of Holocaust research. Nehmen wir ein drastisches Beispiel: Moralisch gesehen ist noch gar nichts gewonnen, wenn ich Nazis bloß böse finde, weil mein Vater es auch tut, oder Fridays for Future bloß gut finde, weil meine Tochter es auch tut. Ich war nicht da.“[13] Beide, sich nahezu widersprechenden Argumente deuten mit Vehemenz darauf hin, dass Scholem eine umfassende, der jüdischen Opfererfahrung gerecht werdende Repräsentation des Geschehenen zu diesem Zeitpunkt für unmöglich hielt – und dies zum einen aufgrund der Beschaffenheit des Ereignisses, das sich im Kern dem Verstehen versperrt, zum anderen aber auch aus Gründen, die mit seinen persönlichen Erfahrungen, mit der Unmöglichkeit eines distanzierten Blicks und mit dem eigenen Trauma zusammenhingen. von Eike Geisel und Klaus Bittermann, Berlin 1989, S. 7-30. hierzu Claudia Bozzaro: Hannah Arendt und die Banalität des Bösen. Die Denkanstöße und politischen Strategien, die zum Beispiel zu Fragen der strafrechtlichen Ahndung der Kriegsverbrechen, des Völkerrechts, der politischen Zukunft Europas, der Dokumentation und historischen Einordnung des Geschehenen sowie im weiteren Umfeld der umfassenden jüdischen Restitutionsanstrengungen entstanden, zeugen von einer sich stetig weiterentwickelnden Aktivität und Auseinandersetzung in Bezug auf den Nationalsozialismus seit den frühen 1940er Jahren. Eichmann in Jerusalem. Ebenso führte die Staatsgründung in Israel mitnichten zu einer öffentlichen Diskussion über die nationalsozialistischen Verbrechen. [7] Gershom Scholem an Hannah Arendt, 6. In persönlichen Krisen – genauso wie in globalen – greifen wir auf alles zurück, was uns Halt verspricht. Zurück in New York verfasste Arendt im Laufe des Jahres 1962 ihren Bericht zum Prozess und präsentierte hier eine Synthese aus ihren bereits früher entwickelten politischen Denkhaltungen, ihrer Forschung für die „Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft“ und ihrer kritischen Beurteilung der Vorgänge und Aussagen im Jerusalemer Gerichtssaal. Hannah Arendt, Eichmann und die Juden, München 1964; Nach dem Eichmann Prozess. Antworten Melden Treffend schon allein deshalb, weil die Geschichte des deutschen Faschismus in der Tat nicht nur die Geschichte großer radikal-böser Männer, sondern auch die Geschichte unzähliger banal-böser Kollaborateure ist, deren mal lautstarker, mal stillschweigender Gehorsam die Nazi-Diktatur entscheidend zu etablierten half. Lachen mit Heidegger: "Die Banalität der Liebe" in Regensburg. Übers. Erforschung und Erinnerung, Göttingen 2003, S. 487. [9] Gershom Scholem an Hannah Arendt, 28. Das ist die Banalität des Bösen.“ (Hannah Arendt) @manfred1 Manfred heute um 11:46 in: Nicolas Berg, Der Holocaust und die westdeutschen Historiker. Im Gegenteil: Statt Zugehörigkeit zu schaffen, verschärfe sie Konflikte, ohne Probleme der Diskriminierung zu lösen.Mehr, Der Tod ist nicht zu besiegen, daran erinnert uns die Pandemie. Ihr bekanntestes Buch, die Banalität des Bösen, war mir ein Begriff. Gleichermaßen gab ihr Buch insbesondere wegen seiner diskussionswürdigen Positionen den Anlass für eine Reihe von Studien, Kolloquien und Konferenzen und beförderte somit indirekt die historiographische Erforschung des Themas. Ein Bericht von der Banalität des Bösen, München: Piper 1964, 4. Emergence, challenges, polemics and achievements, Jerusalem 2008, S. 255-292; Roni Stauber, Confronting the Jewish response during the Holocaust. Im Zentrum der Verhandlung in Jerusalem standen nämlich nicht vorrangig die Person Eichmann und seine Taten, sondern die Geschichte der Juden unter nationalsozialistischer Herrschaft selbst. So konnte es den Anschein haben, dass die von größter medialer Aufmerksamkeit begleitete Prozessführung gegen Adolf Eichmann tatsächlich die erste breite Auseinandersetzung mit den Verbrechen war. In ihren Urteilen folgte sie keiner Tradition oder politischen Richtung. A Report on the Banality of Evil, New York: Viking/London: Faber and Faber 1963; dt. (1992). Auschwitz, 29. Dezember 1960, Hannah Arendt / Karl Jaspers, Briefwechsel 1926-1969, hrsg. Das acht Monate andauernde Verfahren, das mit dem Todesurteil für Eichmann endete, wurde zum Ausgangspunkt wachsender Aufmerksamkeit für die deutschen Verbrechen während des Nationalsozialismus und insbesondere für die Vernichtungsabsicht gegenüber den europäischen Juden. Kontrovers und eigensinnig nahm sie Stellung zu Ereignissen ihrer Zeit. Erstmalig konfrontierte sich eine weltweite Öffentlichkeit mit den jüdischen Opfern und Zeugen des Holocaust und ihren traumatischen Erfahrungen. Die Fragen nach Konstitution des Volkes, nach seiner territorialen Verfassung und seiner Bindung an Traditionen waren für Scholem zentrale Momente der eigenen Selbstverortung, die gerade durch die Erfahrung der Judenvernichtung in der Diaspora noch bestärkt worden waren. Böses, begangen von Menschen ohne jedes Motiv. Weniger bekannt ist, dass auch Hannah Arendt federführend in der JCR tätig war. [11] Hannah Arendt an Gershom Scholem, 20. Sie stellte somit einen Meilenstein für die kontroverse Auseinandersetzung um die Wahrnehmung des Holocaust als negativem Zentralereignis des Zweiten Weltkrieges dar und verlieh dieser Wahrnehmung spezifische „Sprache und Semantik“ (Idith Zertal). Arendts heute zur ikonischen Wendung avancierte Rede von der „Banalität des Bösen“ wurde mit Hinweis auf die Radikalität und Dimension der Ereignisse harsch zurück gewiesen. Februar 1942, in: Hannah Arendt, Gershom Scholem. Ihr damit verbundener Versuch der Bestimmung eines Profils von Täterschaft, das sich für Arendt dadurch auszeichnete, „dass vollkommen durchschnittliche Leute, die von Natur aus weder böse noch gut waren, ein so ungeheuerliches Urteil anrichten konnten“, hatte sie schon viele Jahre zuvor beschäftigt. Veröffentlicht am Juli 10, 2018 von philocast2000. [6] Für die zeitgenössischen Kritiken selbst vgl. Scholem versprach sich vom Zionismus und der Ansiedlung in Palästina die kollektive Rettung aus den (katastrophisch endenden) Bedingungen jüdischer Existenz in der europäischen Diaspora, Arendt dagegen hielt an universal geltenden Parametern für jüdisches Leben fest. Seiner Einschätzung nach hatte Arendt sich mit ihrer Schrift aus dem fest gefügten Zusammenhang des jüdischen Volkes, wie er es verstand, ausgeschlossen und abgewendet.